Erfolgreichen Fotografinnen und Fotografen bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen zu können, ist für jeden Amateur ein Gewinn. Umso mehr, wenn dabei außerdem die eigenen Arbeiten einem professionellen Blick unterzogen werden. Dies konnte ich bei einem Portrait-Workshop mit Thekla Ehling in der Lichtblick-School in Köln erleben. Ich war glückliche Teilnehmerin, findet er doch nur einmal im Jahr statt und ist auf maximal zehn Personen begrenzt. Hier ist mein Bericht:
Am zweiten Juni-Wochenende ist es endlich soweit. Mit Kamera, eigenen Portraitaufnahmen, viel Neugier und ein bisschen Aufregung im Gepäck geht es am Samstagmorgen los nach Köln. In der Lichtblick-School begrüßt mich der Fotograf Wolfgang Zurborn herzlich. Er wird uns auch das ganze Wochenende begleiten. Nach und nach treffen die anderen Teilnehmer ein – und Thekla Ehling. Schnell sind wir beim Du. Der Workshop kann beginnen.
Im ersten Teil geht es um unsere bisherigen Portraitarbeiten. Also, Bilder auf den Tisch! Ich bin als eine der letzten dran. Mir klopft das Herz bis zum Hals: Sind meine Fotos gut genug? Können sie vor den Augen eines Profis bestehen? Bin ich mit meiner Fotografie auf dem richtigen Weg? Thekla nimmt sich Zeit, betrachtet die Bilder, fängt an zu sortieren. Sie stellt die gelungenen Fotos zusammen, sortiert schwächere Bilder aus und bespricht einzelne Bilder detailliert. Auch Wolfgang mischt sich immer wieder ein. Von meinen Fotos gefällt ihm besonders die Aufnahme mit den beiden Mädchen. Meine Fotos kommen gut an und ich ernte ein „Weiter so!“. Ich bin erleichtert. Am Ende liegen elf meiner Werke aufgedeckt auf dem Tisch – meine besten; sie sind jetzt mein Portfolio (siehe Galerie Portrait).
Und so geht es von Teilnehmer zu Teilnehmer. Wir entdecken miteinander, was uns beim Portraitieren bereits gelungen war: der Blick für die beiläufigen Momente, das besondere Gefühl für Formen und Strukturen, die Arbeit mit Vorder- und Hintergrund, der Einbezug der vertrauten Umgebung der Portraitierten, …
Am Nachmittag wird es praktisch. Wir sehen Thekla dabei zu, wie sie arbeitet. Sie erläutert, wie sie sich auf ein Shooting vorbereitet. Wo findet sie vor Ort die passende Location? Wo das beste Licht? Der Fotograf sollte sich auch innerlich auf eine Portraitsession vorbereiten, sich „runterfahren“ und offen für die Eindrücke am Set sein. So kann es zu Beginn spannend sein abzuwarten, nur zu schauen, wie das Model sich bewegt und posiert. Und noch ein Tipp: bei großen Menschen ist es von Vorteil, eine kleine Stehleiter zum Shooting mitzunehmen.
Dann sind wir dran und ziehen los durch Köln-Nippes, um uns gegenseitig zu fotografieren. Und mit fokussiertem Blick entdecken wir die tollsten Orte, die sich für Portraits eignen: die bunten 70er-Jahre-Fliesen an der Hauswand, der Imbiss um die Ecke, die offen stehende Garage oder die Brücke, unter der wir das schönste Licht vorfinden.
Der Sonntag im Schnelldurchgang. Am Morgen werden die Aufnahmen vom Vortag besprochen. Thekla geht auf das Editieren von Fotos ein, die Auswahl der besten Bilder aus einer Serie, den richtigen Ausschnitt und auf Details, die unsere Fotos noch besser gemacht hätten. Am Nachmittag erzählt sie über ihren Werdegang, ihre aktuelle Arbeit und ihre zukünftigen Projekte. Und zu guter Letzt schauen wir zusammen noch besondere Fotobücher aus der Bibliothek der Lichtblick-School an.
Geschafft! Am Ende des Wochenendes bin ich vollgesogen mit neuen fotografischen Eindrücken. Ich kann diesen Workshop nur sehr empfehlen. Thekla Ehling ist nicht nur eine großartige Fotografin, sondern auch ein offener, inspirierender und herzlicher Mensch. Und die Gruppe war klasse. Der Workshop hat mir gezeigt, beim Portraitieren kommt es auf den Fotografen an – dass er seinem eigenen Blick vertraut.
Hier sind meine drei Lieblingsbilder vom Workshop:
